Ich fühle mich alt
Die Alten zahlen zukünftig mit einem deutliche verlängerten Arbeitsleben für das Hartz IV der Jugendlichen.Varel 10-10-2014 | Immer wieder erschrecke ich mich, wenn ich mich gerade bei diesem Gedanken erwische.
Eine Lächerlichkeit, wenn ich an die vielen wirklich hochbetagten Menschen denke, die ich seit Jahren betreue.
Viele gehen in der unterschiedlichsten Weise mit dem Alter um. Einige werden mit Anstand alt. Verhalten sich so, wie es die Gesellschaft von ihnen erwartet.
Manche werden unanständig alt indem sie sich weigern, sich in ein von der Gesellschaft aufdiktiertes Schema pressen zu lassen.
Gesellschaft. Wer oder was ist das überhaupt? Sind das nicht WIR? WIR alle?
Die Gesellschaft wird nun einmal immer älter und im Jahr 2030 erwartet man einen Zuwachs der über 80-jährigen von über 88%.
Das bedeutet doch, dass es sich bei den Schema-Diktatoren niemals um die Alten handeln kann, die nun den Großteil der Gesellschaft ausmachen.
Das Diktat stammt also von wenigen noch nicht ganz so Alten, die die Erfüllung des Lebens mit 100%-iger Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen definieren.
Was ist denn mit unserer Rente? Wer zahlt die zukünftig?
Etwa der Teil der regressiven Jugend, die nicht einmal mehr vermag Hosen zu tragen, die nicht über die Hüften rutschen? Können diese jungen Menschen unsere Rente finanzieren? Wollen sie das?
Bei manchen Erlebnissen mit Hartz-4-gestressten Vorschulabgängern stelle ich mir in der Tat die Frage: "Dürfen die überhaupt meine Rente bezahlen?"
Oft komme ich zum nicht ganz wissenschaftlichen Schluss, dass Alzheimer gar keine Erkrankung ist sondern eine reine Schutzfunktion.
Das Gehirn schaltet ab damit es das heutzutage produzierte Elend nicht mehr wahrnehmen muss.
Die Alterspyramide kippt…
Und das Solidarprinzip auch…
Die Alten werden sich in Zukunft keine Sorgen mehr über die Rentenzahlungen machen müssen, sondern vielmehr um ein deutlich verlängertes Arbeitsleben damit das Hartz-4 der dann noch Jugendlichen finanziert werden kann.
Ich bin alt denke ich gerade wieder.
Ein Glück.
Peter Plettenberg
Facharzt für Geriatrie | St. Johannes Hospital | Varel
